Im Januar 2015 gab es im HB folgende Beiträge:

1. Geburtstagsliste Feber 2015
2. Granitlehrpfad
3. Die Stadt Jesenice und der Naturpark Jesenicko 1. Teil
4. Homepage
5. Jechnitzer Geschichten „Der große Bär im Haus“ 1. Teil
6. Ortskasse Jechnitz

Nachfolgend einige Auszüge:
2. Granitlehrpfad
Von dem Historiker Herrn Roman Hartl, der mit der Ausgestaltung des Granit-Lehrpfades
(Bilder der Eröffnung auf:
http://zsjesenice.cz/clanky/exkurze/26-6-2014-otevreni-tematicke-stezky-jesenice-ve-stopach-zuly ) vor allem mit Bild und Text, beauftragt war, erhielt ich zu den von Ihm entworfenen 9 großen Schautafeln (ich berichtete bereits darüber) nähere Informationen. Alle Schautafeln sind demnächst auch im Internet auf unserer Homepage unter Jechnitz zu sehen, der Text auf den Tafeln ist leider nur in tschechisch zu lesen. Nachstehend eine kurze Erläuterung der Inhalte auf den Tafeln. Auf Tafel 1 wird als Hauptthema über die Jechnitzer Steinmetztradition und die Dreifaltigkeitssäule als Hauptsymbol dieser Tradition berichtet, als Nebenthema über das Geheimnis der sgn. Schäferkreuze (die zwei Sühnekreuze vor dem Museum). Tafel 2 zeigt die Historie der Stadt und der Kirche auf, sowie eine Überlegung woher das Symbol der gekreuzten Schlüssel der Stadt kommt. Tafel 3 beinhaltet als Hauptthema das Zollrad - eine Überlegung, was kann dieses Denkmal bedeuten (ist es ein altes Zeichen, dass man für die Benutzung der vorbeigehenden Strasse eine Gebühr – Zoll bezahlen muss, oder ist es ein Sühnekreuz, also ein Denmkal eines tödlichen Unglücks, Mordes usw.? Weitere Themen sind ähnliche Steinkreuze in der Umgebung (Steben, Rabenstein, Hochlibin usw. und der Wackelstein, die Historie des Wackelsteines und die Sage über den Wackelstein (ein versteinertes Herz, das keine Ruhe finden kann). Tafel 4: Hauptthema: Die Zwerge als Helfer der Steinmetze, Zwergesagen (Gerten, Zwergelloch bei Kletscheding), Nebenthema – Kapelle „Maria Alltätig“ ( Plawitsch) – in der Vergangenheit ein berühmter Wallfahrtsort. Tafel 5 zeigt die berühmtesten Bauwerke aus Jechnitzer Granit – vor allem das Maria-Theresien- Denkmal in Wien (der architektonische Teil des Denkmals) – (siehe Bild)




- und einige andere Bauwerke in Prag, Wien und Budapest auf. Als Nebenthema wird erklärt, wie Granit enstand, die geologische Historie des sgn. „Tschistay-Jechnitzer Granitmassives“,. Auf Tafel 6 sind die Steinbrüche rund um Jechnitz, vor allem die Steinbrüche bei Gerten (kurze Historie, Erzeugnisse, Verwendung – Bauwerke) und bei Tyss bei Pladen (der einizige edel Granit-Steinbruch, der noch heute im Betrieb ist) aufgezeigt - sowie Steinmetze und ihre Arbeit (brechen der Steine - Verfahren, Werkzeuge usw.). Tafel 7 befasst sich mit dem Wasserwerk Jechnitz, dem Jechnitzer Wasserwerknetz (Historie – die ursprüngliche Versorgung der Stadt mit Wasser mittels Holzrohren und der Bau des modernen Wasserwerknetzes im Jahre 1906), mit ein paar Worten über den verdienstvollen Bürgermeister Franz Fassl und mit seinen großen erfolgreichen Projekten (Bahnlinie Rakonitz-Petschu, Wasserwerk, neue Schulgebäude usw.). Hauptthema der Tafel 8 ist der Steinbruch bei Wedl als Drehort berühmter Filme, vor allem „Rusalka“ (Wassernixe, 1977), eine Filmversion der Oper von Antonin Dvorak, Nebenthema ist der Herrgottsstein bei Sossen (Sage). Hauptthema der Tafel 9 ist noch einmal Granit als eine höchst ästhetische Reizzutat hiesiger Landschaft (Riesensteine, Felsen, sgn. Steinmeere usw.), vor allem die faszinierenden Felsengruppen bei Petersburg und Riesensteine bei Scheles dargestellt; Nebenthema ist das Sühnekreuz bei Leschkau, seine „Zaubernäpfchen“ und der Steinstaub als kräftiges Mittel der Volksmedizin und Zauberei. (Text von Roman Hartl und Erich Scheubert)


3. Die Stadt Jechnitz und der Naturpark Jesenicko
Ein neuer Werbetext von dem Historiker Roman Hartl über die Stadt Jechnitz und dem Naturpark Jesenicko erscheint - mit vielen Fotos – demnächst in einer Broschüre. Die deutsche Übersetzung erfolgt von einem professionellen Dolmetscher. Vorab erhielt ich von Herrn Hartl den Text, mit der Genehmigung diesen im Heimatbrief zu veröffentlichen. Die Ortsnamen wurden in deutsch abgeändert.


Heute Teil 1:
Ganz normale gesunde Luft und sauberes Wasser – das sind die Zutaten, denen die Stadt Jechnitz ihren Ruhm und ihre wirtschaftliche Prosperität verdankt. Günstige klimatische Bedingungen und die schöne Natur ließen aus ihr im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts einen beliebten und lebendigen Urlaubsort entstehen. Die Stadt lockte ihre Sommergäste mit dem kompromisslosen Slogan „Wälder und wunderschöne Badeseen“ und hatte Erfolg damit. Jechnitz träumte davon, irgendwann einmal zu einem echten Kurbad, einem besucherfreundlichen Klimakurort zu werden. Die einschneidenden und dramatischen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen in der Tschechoslowakei nach dem Jahr 1945 aber machten diesen lobenswerten Plänen einen Strich durch die Rechnung. Jechnitz kam um seinen historischen Stadtstatus und verlor auch fast seine gesamte deutsche Einwohnerschaft, rund vier Fünftel seiner Vorkriegsbevölkerung. Jechnitz hatte unter dem zerstörerischen kommunistischen Regime viel zu leiden. Zum Glück aber verlor es nicht seinen größten Reichtum – eine wunderschöne Landschaft mit Seen und Wäldern. Im neuen Jahrtausend nun erfreut es sich insbesondere bei Anhängern der verschiedensten Natursportarten (Wandern, Radfahren/Mountainbiking, Nordic-Walking und Bouldern=Sportklettern) immer größerer Beliebtheit. Seit 2008 ist Jechnitz wieder Stadt. Und langsam entdeckt es auch seine schon vergessen geglaubte deutsche Vergangenheit wieder.


Die Stadt Jechnitz und der Naturpark Jesenicko
Die Stadt Jechnitz liegt in einer malerischen Landschaft von Teichen, Wäldern und Felsformationen an der Schnittstelle zwischen Mittel- und Westböhmen, unweit der Kreuzung des Hauptverkehrsstrangs von Prag nach Karlsbad und von Pilsen nach Most, 60 km westlich von Prag, der Hauptstadt der Tschechischen Republik. Die Schönheiten der Natur und das kulturhistorische Erbe schufen aus der Stadt Jechnitz und ihrer Umgebung eine unvergleichliche Region. Diese Einzigartigkeit fand ihren Ausdruck nicht zuletzt darin, dass die Region 1994 zu einem Naturpark erklärt wurde. In Form solcher Naturparks werden in der Tschechischen Republik Gebiete, die in großzügiger Weise mit schönen Landschaften und natürlichen und kulturhistorischen Werten gesegnet sind, vor einer Entwertung durch die menschliche Tätigkeit geschützt Die hiesige Landschaft bezauberte auch schon den großen tschechischen Dichter Jaroslav Vrchlický. Diese poetische Episode der Ortsgeschichte ist eines der vielen fesselnden Themen des neuen heimatkundlichen Lehrpfades Jesenicko, eine kulturhistorische Wanderung durch die hiesige Landschaft durch Raum und Zeit. Der fast 20 Kilometer lange Lehrpfad (mit 14 Schautafeln) beginnt auf dem Stadtplatz in Jechnitz ( führt über Petersburg und Gerten zurück nach Jechnitz) mit der Beschreibung zweier berühmter archäologischen Funde, die man in der Tat als Schätze betrachten darf, die diesem Landstrich auch im Ausland zu einiger Berühmtheit verhalfen. Der erste dieser Schätze ist eine keltische Phalera (Plattenverzierung des Pferdegeschirrs), die 1863 auf einem Feld bei der Ortschaft Deutsch Horschowitz entdeckt wurde. Dieses wunderschöne Artefakt gehört zu den schönsten Hervorbringungen der keltischen Kunst und diente auch als Inspiration bei der Gestaltung des Logos des Archäologischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Gegenwärtig befindet sich dieses Latène-Juwel in den Sammlungen des Nationalmuseums in Prag. Der zweite dieser Schätze ist in der Historischen Ausstellung des Heimatkundemuseums in Jechnitz (www.muzeumtgm.cz) zu sehen. Hierbei handelt es sich um eine einzigartige Sammlung von vierhundert mittelalterlichen Glasmünzen, der in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in dem Dorf Tlesko entdeckt wurden. Die Münzen haben die Form kleiner Ringe aus schwarzem und grünem Glas. Dank des hohen Wertes, den man Glas seinerzeit beimaß, wurden diese Glasgebilde als vorübergehender Ersatz für Metallmünzen verwendet. Dieser Fund ist der größte seiner Art in Böhmen.(siehe Bild)



Der Lehrpfad Jesenicko behandelt auch den blutigen Bauernaufstand im Jahre 1680, das verheerende Hochwasser von 1872 und das faszinierende Projekt des Tschechischen Rundfunks Die Afrikanische Odyssee (1995-2000), in dem es um die Beobachtung der Schwarzstörche - bei ihrem alljährlichen Zug von Mitteleuropa in die afrikanischen Überwinterungsgebiete - ging. Die Beobachtung der Störche ermöglichten kleine Satellitensender, die die Vögel auf ihrem Rücken trugen. Diese Sender halfen den Naturwissenschaftlern dabei, die mehrere tausend Kilometer langen Flüge der Schwarzstörche - von Europa nach Afrika und zurück - überhaupt zum ersten Mal detailliert zu dokumentieren. Zu den Hauptakteuren des Projekts Die Afrikanische Odyssee gehörten die Schwarzstörche aus dem Naturpark Jesenicko, allen voran das Storchenpaar Kryštof und Dominika. Per Internet und Radio konnten Tausende von Menschen den abenteuerlichen Zug der Vögel gen Süden fast live mitverfolgen. Ende Teil 1, Fortsetzung folgt

GB Erich Scheubert