Drahuschen (Drahouš)

Über das Dorf und seine Geschicke erzählt Wenzel Rott im Jahre 1902:

„25,9 km von Podersam, 2 km von Jechnitz entfernt, liegt der Ort Drahuschen mit 33 Häusern (2 unbewohnt) und 218 Einwohnern. Er bildet mit St. Huberti, Smrk und dem Plawitsch eine Katastralgemeinde.

Davon hatte St. Huberti bei der letzten Volkszählung 6 Häuser und 10 Einwohner, Smrk 10 Häuser und 54 Einwohner, Plawitsch 2 Häuser und 10 Einwohner.

An Nutztieren werden gepflegt 4 Pferde, 212 Rinder, 13 Ziegen, 125 Schafe, 82 Schweine, 20 Bienenvölker und eine beträchtliche Zahl von Geflügel.

An direkten Steuern entrichtet man derzeit 3915 K Grundsteuer, 218 Gebäudeklassensteuer, 20 K Hauszinssteuer und 42 Erwerbssteuer. Gemeindevorsteher ist gegenwärtig der Landwirt Wenzel Sperk. Drahuschen mit Plawitsch ist nach Jechnitz eingepfarrt, besitzt aber eine öffentliche Kapelle und eine einklassige Volksschule. Postverhältnisse und sanitäre Angelegenheiten werden von Jechnitz aus geregelt. St. Huberti ist nach Groß Chmeleschen eingepfarrt und eingeschult, Smrk gehört Pfarrsprengel Groß Chmeleschen und zur Schulgemeinde Wallisgrün. Die Ortsanlage von Drahuschen ist unregelmäßig, eine von Süden nach Norden sich ziemlich senkende Schlucht enthält zwei Häuserreihen. An der Südgrenze steht das Schulgebäude und nicht weite davon die Kapelle. Ein Ortsteich schützt vor Feuersgefahr; ein anderer Teich liegt außerhalb des Ortes.“

Weiterlesen in „Der politische Bezirk Podersam“ von Wenzel Rott

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Geschichtliches:

Seit über 350 Jahren gibt es schriftliche Aufzeichnungen über unseren Heimatort Drahuschen. Dass dieses schöne Dorf früher Dreihaus bzw. Dreihäusl hieß, ist sicher Vielen bekannt. Aber über die frühen Einwohner im 17. und 18. Jahrhundert weiß wohl kaum jemand etwas. Bringen wir also etwas Licht in das Dunkel der Vergangenheit:

Urkundlich wird der Ort als Wladykensitz im Jahre 1408 erwähnt; damals war er ein Eigentum des Kreuzherren Wenzel, und dieser vererbte ihn an Litold von Morawjewes. 1549 kam der Besitz an Georg Schmikeser von Saar und später an die Familie Liebsteinsky von Kolowrat. Am 16. September 1622 wurde Drahuschen Jaroslav d.J. Liebsteinsky von Kolowrat confisziert und im gleichen Jahre an den Reichsgrafen Hermann von Czernin verkauft.

Die bislang älteste Erwähnung des Dorfes Drahuschen ist in einem Dokument aus dem Jahre 1498 zu finden:

Eine weitere erhaltene schriftliche Aufzeichnung über Drahuschen (hier geschrieben „Drahausch“) stammt aus dem Jahre 1651. Damals wurde eine Steuerrolle für den ganzen Kreis Saaz angefertigt, bei der für jedes Dorf die abgabepflichtigen Bauern verzeichnet sind. In Drahuschen werden die Familien Kaderschafka, Tschiharsch, Mally und Schmitz aufgelistet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit besiedelten diese Familien den Platz am heutigen oberen Dorf um die Kirche.

Die Ortskapelle selbst wurde von Franz Josef Richtersohn, Sekretär des damaligen Grafen Franz Josef Černin, erbaut und am 19. Mai 1729 zu Ehren des hl. Johann von Nepomuk eingeweiht. Richtersohn dotierte die Kapelle mit 50 Gulden, stiftete einen Betrag für 15 jährlich hier zu lesende hl. Messen und verehrte ihr einen silbernen Kelch mit Patene. Am 6. Juli 1846 wurde sie durch einen im Orte ausgebrochenen Brand eingeäschert und im Jahre 1852 wieder aufgebaut.

Mehr noch als die alte Steuerliste sagen die Matriken der Pfarrei Jechnitz aus. Seit undenklichen Zeiten hat Drahuschen gemeinsam mit Tlesko, Gerten, Kotieschau und Muckhof zur Pfarrei Jechnitz gehört. Mit Einführung der neuen Taufbücher 1684 erscheinen in unserem Heimatdorf Drahuschen folgende Familien: Mally, Kraus, Schierl, Schwarz, Grimm, Rohr, Worsch, Tschiharsch, Zwicker, Wirth, Tippert und Müller. Das sind also die Familien, von denen die Bevölkerung Drahuschens ihren Anfang nahm. Manche Namen sind noch erhalten geblieben, wenn auch in anderen Nebenlinien.

Durch Kauf oder Heirat kamen immer wieder verschiedene neue Familien in das schöne Dorf. So ging Drahuschen seinen Weg durch die Zeit. Im Dorf selbst waren im 17. und 18. Jahrhundert alle wichtigen Berufe vorhanden, die im Alltag eine Rolle spielten: Gemeindehirt (Lang), Wagner (Zimmermann), Schneider (Hofmann), Gastwirt (Mally), Maurer (Schindler), Schmied (Eisenkolb). Fast alle waren außerdem Bauern und bearbeiteten ihre Landwirtschaft.

Zusammenhalt und Gemeinschaft bestehen auch heute noch unter den ehemaligen Einwohnern der Heimatdörfer Drahuschen und Tlesko. Neben zahlreichen persönlichen Begegnungen findet auch alle zwei Jahre vor Ort in Jechnitz das beliebte Heimattreffen statt.

Familienforschung:

Drahuschen und Tlesko gehörten zum katholischen Pfarramt Jechnitz. Die ältesten Matriken beginnen im Jahre 1685 und befinden sich im Staatlichen Gebietsarchiv in Prag.

Dem Gemeindebetreuer liegen zahlreiche genealogische Unterlagen für Drahuschen und Tlesko vor.

Empfehlenswert ist auch die Schrift „Erinnerungen an Drahuschen – ein Andenken an die alte Heimat im Sudetenland“, zu beziehen über den Gemeindebetreuer.

Mathias Pittner