Steben

Steben (363 m), 20,7 km südlich von Podersam und 5 km nordwestlich von Jechnitz gelegen, bildet eine selbstständige Gemeinde mit 90 Häusern (5 unbewohnt) und 390 Einwohnern. Dazu gehören als Einschichten die Nusamühle (1 km) und 2 Wächterhäuschen der k. k. Staatsbahn.

Das auf mäßiges Hügelgelände, wie auf Ebenen und Thalniederungen verteilte Gemeindegebiet ist auf Granit gelagert und hat theils Rotliegendes, theils alluviale Bildungen zur Ackerkrume; vom kleinen Goldbache und dem Wiesenbache durchflossen und vor rauhen Winden geschützt, erweisen sich die Erträge des Bodens in Jahren von mittlerer Feuchtigkeit zumeist als befriedigend.

Angebaut werden in absteigenden Procentsätzen Gerste, Roggen, Hafer, Feldfutterkräuter, Kartoffeln und Hopfen. Der Kleebau ist lohnend. Die Fläche der Wiesen erreicht fast 5% die der Hutweiden an 10% des Gesamtausmaßes, der Wald - Eigentum der Gemeinde - nimmt wenig über 5% ein.

Der Obstbau gewinnt in den letzten Jahren zwar an Bedeutung, ist aber noch eines weit höheren Aufschwungs fähig; die Zahl der Stämme erreicht etwa 4000.

Die landwirtsch. Thierzucht wird mit Erfolg betrieben; sie umfaßte bei der Zählung 27 Pferde, 340 Rinder, 33 Ziegen, 158 Schafe*), 113 Schweine, 68 Bienenvölker und eine beträchtliche Menge von Geflügel.

*) Die Schafzucht hat seither aufgehört.

An direkten Steuern werden entrichtet: 3917 K Grundsteuer, 268 K Gebäudeklassensteuer, 21 K Hauszinssteuer, 60 K Erwerbsteuer und 40 K Personal-Einkommen­steuer.

Gemeindevorsteher ist derzeit der Landwirt Theodor Schwipp.

Steben ist ein Pfarrort und besitzt eine 2classige Volksschule; Post- und Telegraphen-Angelegenheiten, sowie sanitäre Verhältnisse werden von Petersburg aus behandelt. Der Verkehr ist durch die unmittelbare Nähe der k. k. Staatsbahnen Dux-Pilsen-Eisenstein, Rakonitz-Pladen-Petschau und der Aerarialstraße Prag-Karlsbad erleichtert; mit den Nachtbarorten ist er auf Fahrwege beschränkt.

Die Ortsanlage ist ringförmig; 3 Gassenansätze verlaufen in der Richtung der nach außen führenden Hauptwege. In der Mitte steht die vom Friedhof umgebene Kirche, in deren Nähe das Schulhaus. Ein aus der Nachbargemeinde Alberitz kommender Bach, der Wiesenbach, durchzieht den Ort von W. nach O., biegt gegen N. ab und ergießt sich unterhalb des Ortes in den kleinen Goldbach oder Podwinzabach. Letzterer, von Pladen kommend, durchfließt den Stebner Teich, kommt bei Tschentschitz vorbei und vereinigt sich bei Kriegern mit den großen Goldbach.

Der Stebner Teich gehört zur Herrschaft Petersburg und dient der Fischzucht. Er ist etwas höher gelegen als das Dorf und ist mit einer Fläche von 15,77 ha der zweitgrößte Teich des Bezirkes. Unweit davon sind die herrschaftl. Fischbehälter. In Stehen wohnt auch der herrschaftl. Fischmeister, der die Aufsicht über das ganze Teichrevier der Herrschaft führt.

Geschichtliches.

a) Kirche.

Die hiesige, dem, heiligen Johannes dem Täufer geweihte Kirche bestand bereits vor dem Jahre 1100 und führt die Namen ihrer Pfarrer zurück bis zur Mitte des 14. Jahrh.

Im J. 1359 starb ein Johann als Pfarrer in Steben; sein Nachfolger war Johann, Sohn des Heinrich von Steben. Dieser starb im J. 1395 und nun wirkte Martin als Pfarrer bis 1415; im letzteren Jahre tauschte er mit Nikolaus, dem Pfarrer von Libin (bei Lubenz).

Ponfikl, der Topograph der Herrschaft Petersburg, sagt über die Kirche in Stehen:

„Die Kirche setzt aus folgenden Gründen ein hohes Alter voraus:

  1. Herzog Břetislaw II. besuchte sie während seines Aufenthaltes auf der Kroksburg im Jahr 1100.
  2. Verzeichnet der berühmte Codex Decimae eccles. vom J. 1384 zu Stebna eine Pfarrkirche, welche unter dem Decanate Luditz stand und 15 böhm. Groschen an Zehent zu entrichten hatte.

Gemäß der Errichtungsbücher Vol. Erect. XIII. A 3 schenkten für die Kirche in Stebna den 23. April 1384 die edle Frau Johanna von Chrasčan, Witwe des berühmten Kriegers Johann, genannt Kladiwo von Chrasčan, alldort und Rudolf von Bruß 6 Schock Groschen, damit für immerwährende Zeiten ein Vicär dabei unterhalten werde. Im J. 1393 am 2. Sept. vermachte zu einer guten Erinnerung Herr Zdenko von Dubicz 2 Schock Groschen für die Kirche zu Stebna, welches seine Söhne Wenzel und Nikolaus von Dubicz, deutsche Brüder und Waffenträger, zu entrichten versicherten.“

Zur Zeit der Reformation wurde die Kirche von protestantischen Geistlichen verwaltet: 1621 wird als solcher Sebastian Stambach genannt, der gezwungen wurde, mit seinen Anhängern den Ort zu verlassen.

Damit hörte Stehen aber auch auf. ein selbstständiger Pfarrort zu sein. Als Graf Hermann Czernin Besitzer der Herrschaft Petersburg und damit zugleich Patron der Kirche in Sieben wurde (1622), ließ er die aus 110 Strichen böhrn. Ausmaßes an Feldern, 2 Wiesen, 42 Strich Decum-Getreide und vielen beträchtlichen Geldabgaben bestehende Pfründe Steben zur Jechnitzer Pfarrei einverleiben und letztere zum Decanate erheben.

Dieses Verhältnis blieb bestehend bis zum J. 1786; nun wurde Steben der errichteten Localie Alberitz zugetheilt, erhielt aber von 1790 ab zeitweilig einen eigenen Cooperator. 1837 wurde es zu einer Pfarr- Expositur erhoben und letztere 1856 in eine selbstständige Pfarrei verwandelt.

Über diese kirchlichen Änderungen berichtet das Denkwürdigkeitsbuch des Pfarramtes Steben wörtlich Folgendes:

„Unter der Regierung des bestdenkenden Monarchen Josef II., welcher den heilsamen Entschluß faßte, die von ihren Mutterkirchen weit entlegenen Kirchen mit eigenen Seelsorgern zu versehen, wurde auch der Wunsch der Stebner Einwohner rege, die Beschwerlichkeiten des weiten Kirchengehens fühlend, für ihre alte, wohl eingerichtete Orts - und ehemals Pfarrkirche wieder einen Geistlichen zu erhalten, wodurch sie vorzüglich durch den Inhalt des kaiserl. Hofdecretes, daß auf alte Pfarrkirchen vorzüglich Rücksicht genommen werden soll, mehr aufgemuntert wurden. Als daher wegen Zertheitung des Jechnitzer Kirchspieles im J. 1782 eine Commision abgehalten wurde, meldete sich auch die Stebner Gemeinde um einen Geistlichen und man brachte auch diesen Ort mit in Vorschlag, doch nur unter die 2. Classe der nicht unumgänglich nothwendigen.

Es kam aber hierüber kein Bescheid bis zum Jahre 1785, wo von Seiten der Hof-Religions-Commision endlich der Entschluß folgte: „In Chmeleschen wäre ein Localist anzustellen; Steben wäre zu der neu zu errichtenden Localie Alberitz, von welcher es nur ½ Stunde entfernt sei, zuzutheilen und die bisherige Schloßkaplanei zu Petersburg wäre nach Podersanka zu übertragen und in eine Localie zu verwandeln.

Über diesen Entschluß waren die Einwohner von Steben sehr mißvergnügt und setzten alles in Bewegung, - um die Ausführung desselben hintanzuhalten. Sie gingen selbst nach Wien zum Monarchen, gaben eine Bittschrift nach der ändern, bald bei der Landesregierung, bald bei der Obrigkeit ein; trachteten von dem Leitmeritzer bischöfl. Consistorium Aufschub zu erhalten mit der Zutheilung nach Alberitz, aber alles war fruchtlos.

Obgleich man von Seiten des königl. Kreisamtes und Vicariats bedacht war, ihnen zu helfen, so wurden sie vom Gubernio abgewiesen und diesem zufolge wider ihren Willen nach Alberitz zugetheilt.

So war es dann Thatsache, der Kaiser oder vielmehr seine Bureaukraten hatten vom grünen Tische aus gegen die Stebner entschieden. Was geschrieben war, war geschrieben. Das in kirchlichen Dingen überall äußerste Sparsamkeit betonende Josephinische Beamtenregiement ließ eine uralte katholische Seelsorgestation, ganz uneingedenk der historischen Entwicklung, einfach fallen. Das hatte die Stebner Bewohnerschaft auf das tiefste gekränkt, daß ihre große alte Ortskirche und größte Pfarrgemeinde auf der ganzen Herrschaft einer beträchtlich kleineren unterworfen sein sollte. Die Erbitterung wuchs so an, daß die Stebner zuerst passiven Widerstand anzuwenden beschlossen. Sie weigerten sich demzufolge den Alberitzer Localisten als ihren Seelsorger anzuerkennen und niemand erschien in der Kirche, wenn derselbe kam, den Gottesdienst abzuhalten. Doch nicht genug damit; um die Anstellung eines eigenen Geistlichen gleichsam zu erzwingen und ihren unbeugsamen Widerstand den kaiserlichen und kirchlichen Behörden recht empfindlich zu documentieren, verließen sie sogar die Bahn der Gesetzlichkeit, wohl wissend, daß sie zur Strafe und Rechenschaft würden gezogen werden. Man gieng von Seiten der Ortsgemeinde in dem Bestreben, auf jeden Fall einen eigenen Geistlichen zu erhalten bis zu einem für die Geschichte des Ortes ganz eigenthümlichen, gewiß aber sehr ehrenvollen Martyrium. Da die allerhöchsten Behörden nicht nachgaben, so gedachten die Stebner den Dechant von Jechnitz, den sie wegen verschiedener Abgaben materiell mit von ihnen abhängig wähnten, zu bestimmen, ihnen behilflich zu sein. Derselbe erklärte, er wünsche ihnen zwar vom Herzen einen Geistlichen, doch könne er weiter nichts thun. - Darauf beschlossen die Stebner, ihm die schuldige Decimation und alle anderen Abgaben solange zu verweigern, bis er ihnen zu einem Geistlichen würde behilflich gewesen sein. Als alles Zureden, alle freundschaftlichen Ermahnungen und Drohungen von geistlicher Seite, ja selbst die wiederholten Befehle des königl. Kreisamtes nichts nützten, da geschah das ewig Denkwürdige: Der Ortsrichter und 2 Räthe ließen sich auf einige Zeit in Saaz einkerkern. Dessen ungeachtet erneuerten sie ihre Bitte an das königl. Landesgubernium und bischöfl. Consistorium, wo sie endlich in Anbetracht des zähconservativen Bauernsinnes und der rührend kirchlichen Treue in Erwägung gezogen wurde; da aber im ordentlichen Wege bei der kaiserl. Hof-Religionscommission nicht mehr zu helfen war, erlaubte man die Errichtung einer Expositur mit einer Aussetzung eines pensionierten Exreligiösen (= Aushilfspriester), dem die Gemeinde 30 fl. C.-M. beitrug und 6 Strich Gemeindefelder zum Nutzgenusse gab.

Mit solchen Anstrengungen und Opfern haben also die Vorfahren, wohl für alle künftigen Zeiten, sich einen eigenen Seelsorger bei ihrer uralten Ortskirche selbst gegen den Kaiser erzwungen und errungen.“

Die Kirche war samt dem Dorfe im J. 1650 von einem durch Blitzschlag entstandenen Feuer eingeäschert worden; um die Zeit von 1656 war sie wieder hergestellt und wurde 1732 erweitert und renoviert.

Aus der alten Kirche stammt bloß die Kanzel; dieselbe ist vollständig aus Steinen gemeißelt und trägt die Wappen der ehemaligen Besitzer von Petersburg (Jaroslaw Liebsteinsky von Kolowrat und seine Gemahlin Maria Sigonia, geb. Gräfin von Guttenstein, die Jahreszahl 1593 und einige biblische Sprüche in tschechischer Sprache. Ein Pfeiler in der Taufkapelle trägt ein Bild aus dem Jahr 1591, auf dem sich die Sterbedaten des Wladyken Giržik Hüwar von Lobenstein und seiner Familie befinden.

Die Leichname der genannten Personen waren in der Gruft unter der Taufkapelle beigesetzt. In der Gruft unterhalb des Kirchenschiffes befanden sich die Leichen der Guttenstein’schen und Kolowrat’schen Familie in großen Zinnsärgen, ferner die Leichen der beiden Gemahlinnen des Grafen Hermann von Czernin (Maria Anna Swarowa und Anna Hradischka von Horschowitz). Beim Brande der Kirche (1650) sollen die Zinnsärge zu Klumpen geschmolzen sein; aus letzteren ließ man später Leuchter herstellen und vertheilte diese auf die Kirchen des Herrschaftsgebietes. Die in Steben vorhandenen sind schön gearbeitet und haben ein Gewicht von 20 kg.

Als Seelsorger der neueren Zeit kamen nach Steben: 1790 Modestus Gut; 1793 Liborius Köhler; 1798 Wenzel Ullrich, geb. in Saaz, gest. 1823.(Unter ihm wurde die Kirche innen und außen geziert, der Hochaltar, Marienaltar, die Betstühle, der Kreuzweg und die Pflasterung hergerichtet.) Bis 1827 wurde die Seelsorge von Alberitzer Localisten versehen, dann von einem eigens bestifteten Kaplan von Jechnitz aus bis zur Errichtung der Expositur 1837 (mit ordentlicher Dotation). Nun wirkten: 1837 Johann Richter; 1841 Franz Tausche; 1845 Josef Schittler; 1850 Anton Langer; 1852 Franz Hauptmann, letzterer von 1856 ab als Pfarrer (nebst Studenten- und anderen Stiftungen gründete derselbe auch eine Stebner Armenstiftung = 400 K); 1885 Karl Rauscher; 1896 Paul Gebhard und 1901 Franz Tschochner.

Die Taufmatriken und pfarrl. Gedenkbücher reichen zurück bis in das Jahr 1785.

b) Schule.

Über den ersten Bestand einer Schule fehlen verläßliche Daten. Da aber die Cantoren von Jechnitz durch eine lange Zeit die Gebühren bezogen, welche ehemals den Lehrern von Steben gehörten, so ist mit Sicherheit anzunehmen, daß der Ort schon in alter Zeit eine Schule besaß.

Zur Zeit der Regierung Maria Theresias hatten einige Individuen während der Wintermonate das Geschäft des Jugendunterrichtes besorgt und den Bewohnern den Beweis von der Ersprießlichkeit einer Schule erbracht. 1790 erhielt man über Ansuchen eine öffentliche Schule, errichtete dafür ein besonderes Gebäude, und Andreas Ponfikl war der 1. Lehrer, der - normal mäßig geprüft - von 1790 ab einen geregelten Unterricht ertheilte. Die damalige Schülerzahl betrug 30. Ponfikl wirkte bis zum J. 1845. Nach ihm folgte sein Schwiegersohn Adalbert Dießl. Dieser unterrichtete in Sieben als Schulgehilfe bereits seit 1834 und als Leiter der Schule von 1845-83; um die Hebung der Kirchenmusik erwarb er sich besondere Verdienste. Im J. 1882 wurde das gegenwärtige Schulhaus mit einem Kostenaufwande von 9000 fl. errichtet, 1887 die Schule um die 2. Classe erweitert. Seit 1883 wirkt als Schulleiter und Oberlehrer Josef Schreier. Neben ihm unterrichtet Josef Giebisch als Lehrer und Frau Antonia Schreier als Industriallehrerin.

Der katholische Religionsunterricht wird von dem Pfarrer P. Franz Tschochner ertheilt.

c) Gemeinde.

Steben muß ein sehr alter Ort sein, denn schon Cosmas erwähnt seiner, indem er sagt, daß die nach Krok benannte Burg Krakow - die zu seiner Zeit schon zerstört war - in den Wäldern liegt, die an Steben grenzen. (Cosmas Chronicon Scriptores rerum Bohem., tom. I, pag. 9. Crocco,ex cujus vocabolo castrum jam arboribus obitum in sylva, quae adjacet pago Ztibene, situm esse dinoscitur.)

Sommer und Palacky nehmen an, daß das jetzige Rothschloß bei Petrowitz ursprünglich Krakow hieß, der heutige Ort Krakow aber den Namen Steben (Ztibene) hatte. Neuere Forscher halten jedoch fast allgemein dafür, daß das Ztibene des Cosmas den Ort Steben bei Jechnitz bedeutet. Wenn letztere Meinung die richtige ist, dann muß die ehemalige Petersburg auf dem Allerheiligen-Berge jene Kroksburg gewesen sein.

Aus jener Zeit erzählen Cosmas, Pubitschka, Pulkawa und Hajek: Der böhmische Herzog Břetislaw II. reiste gegen das Ende des Herbstes 1100 nach dem Schloß bei Stebna (Steben). Er war von seinem gewöhnlichen Gefolge begleitet und man dachte, sich in den dortigen Wäldern an dem Weidwerke zu ergötzen. Am Tage der Vorfeier des hl. Apostels Thomas kehrte er erst am späten Abend von der Jagd zurück; als er sich dem Dorfe näherte, wurde er auf Anstiften der Wrssowezcen - aus deren Familie er einige des Landes verwiesen hatte - durch den Pfeilschuß eines gedungenen Meuchelmörders tödlich getroffen und starb am 22. Dezember an den Folgen der Verwundung.

Bei Cosmas wird jener Mörder Lorcus, bei Pulkowa Orlowka genannt, und Pubitschka sagt im 4. Bande S. 95 seiner Geschichte, daß derselbe in Stücke gehauen und in eine Grube gestürzt worden sei. An den Mord des Herzogs erinnere jener Kreuzstein. der auf der linken Seite der Anhöhe des nach Petersburg führenden Weges steht. Dieser ist etwa 1,4 m hoch, bereits stark verwittert und hat die Enden des Kopfes wie die der Arme abgerundet. Auf der Vorder- und auf der Rückseite der 3 Enden ist in ganz gleicher Form je ein Balkenkreuz erhaben ausgemeißelt.

Dem genannten Geschichtsschreiber zufolge soll auch Herzog Wratislaw l. im Dezember 1124 das Jagdschloß bewohnt und hier Weihnachten und das Fest der hl. 3 Könige gefeiert haben; als er aber plötzlich erkrankte, habe er sich zu Anfang des Jahres 1125 nach Wyšchrad übertragen lassen, um hier seiner Gesundheit besser pflegen zu können. Von dieser Zeit an soll das Jagdschloß zu Steben von keinem böhm. Herzoge mehr besucht worden sein.

Ist diese Darstellung richtig, so war Steben mit seiner nächsten Umgebung einst ein Krongut der böhm. Herzoge und wurde später als Lehen vergeben. Ob das als „Kroksburg“ erwähnte Jagdschloß verfiel und an seiner Stelle die Petersburg errichtet wurde, oder ob es in der Folge nur den Namen änderte, wird kaum jemals zu entscheiden sein.

Bei der am 9. Juni 1359 erfolgten Anstellung eines Pfarrers zu Steben werden als Präsentatoren die Wladyken Peter, Odolen, Bernhard, Buszko, Slavibor, Siegfried, Heinrich, Buzsko, Albert und Konrad (sämtliche von Steben) genannt. Da aber im J. 1395 Jenczo von Janowitz auf Petersburg als Patron der Stebner Kirche erscheint, so muß Steben schon um diese Zeit der Herrschaft Petersburg einverleibt gewesen sein. Ihre Geschicke theilte es auch fortan bis in die neueste Zeit.

Sonderbar ist’s, daß bei der Confiscation der Herrschaft Petersburg und bei dem Ankaufe derselben durch den Grafen Hermann von Czernin (1622) des Ortes Steben mit keiner Silbe erwähnt wird.

Größere Funde von Hufeisen und Pferdezäumen, die man wiederholt in der unmittelbaren Nähe des Teiches machte, lassen darauf schließen, daß in den Kriegszeiten vergangener Jahrhunderte manche Heeresabtheilung hier gelagert sein mag.

Im Gedenken der gegenwärtig lebenden Generation hat sich die Überschwemmung am 25. Mai 1872 erhalten; ihr fielen 7 Menschenleben zum Opfer, und die an den Häusern angebrachte Bezeichnung der Höhe des Wasserstandes läßt noch heute ahnen, welchen Schreckenstag damals die Bewohner verlebten.

In den letzten Jahrzehnten nahm die Bevölkerungszahl stetig ab, vom Jahr 1862 bis 1900 um 71 Personen = 18%.

Steben ist die Heimat vieler bedeutender Männer. Schon im J. 1358 wird ein Georg von Steben genannt, der Pfarrer von Oleschnitz wurde; in demselben Jahre ward Peter, Diacon von Stehen, Altarist bei dem Altare Allerheiligen in der Hauptkirche zu Königgrätz. Um das J. 1365 wird unter den Präsentatoren der Kirche zu Waltsch Johannes, genannt Kladiwo, von Steben erwähnt. Zwischen 1389 - 1395 war der Stebner Pfarrer Johann Patron der Kirche in Přibenz.

Im J. 1437 starb Janko (= Johannes) von Stehen, der einige Besitzungen in Telc bei Laun hatte; 1485 hatte Hajek von Steben Besitzungen in Tschentschitz und Sossen.

In der neueren Zeit hat sich Josef Eduard Ponfikl, Sohn des Lehrers Andreas Ponfikl, Verdienste um die Heimat erworben. Er verfaßte als königl. böhm.. Ständebeamter in Prag eine Topographie der Herrschaft Petersburg und schrieb den Umriß zu einer statistischen Topographie von Böhmen. Leider starb er schon im Alter von 26 Jahren (1823).

Ein besonders nachahmenswertes Beispiel von eisernem Fleiße bietet Wendelin Schramm, derzeit Oberverpflegs-Verwalter l. Classe i. R. in Graz. Derselbe wurde am 20. Oktober 1839 als Sohn des gräfl. Czernin’schen Wiesenhegers Jakob Schramm in Stehen geboren; hier besuchte er auch die Volksschule und wurde durch den Lehrer Adelbert Diesl namentlich im Gesänge, durch den Pfarrer P. Anton Langer aber in den Gegenständen der 3. Classe unterrichtet. Dem Rate des letzteren folgend, trat der Knabe - nach langer Weigerung des Vaters - in Saaz die Gymnasialstudien an (1852); obwohl fast ausschließlich auf Kosttage und das Ertheilen von Privatunterricht angewiesen (vom Elternhause konnte er der Armut halber nur auf einige Victualien rechnen und vom Grafen Czernin bezog er zur Anschaffung von Büchern einen jährlichen Unterstützungsbeitrag von 20 fl.), behauptete er doch seinen Platz als zweitbester Schüler bis zur Absolvierung des Gymnasiums. In dieser Zeit schloß er eine innige Freundschaft mit Julius Ernst Födisch, der später den Doktorgrad erwarb und als Professor in Leitmeritz starb.

Mit einem vorzüglichen Maturitätszeugnisse ausgerüstet, bezog Wendelin Schramm die Universität in Prag, um sich hier den juridischen Studien zu widmen. Da es ihm aber trotz aller Bemühungen und Empfehlungen nicht gelang, so viel zu erwerben, als auch nur der dürftigste Unterhalt erforderte, so trat er bei Beginn des 3. Semesters (1861) in die k. k. Verpflegs-Beamten-Branche ein. In der Eigenschaft eines Prakticanten setzte er die Studien mit besonderer Bewilligung bis zum 5. Semester fort, war aber dann des Dienstes halber gezwungen, sie aufzugeben.

Als k. k. Verpflegungsbeamter stieg Schramm von Stufe zu Stufe und bewährte sich in jeder Eigenschaft gleich vorzüglich. 1864 wurde er Accessist und kam zum Verpflegs-Magazine nach Venedig; 1866 kam er nach Franzensfeste und war hier bis 1869 als zugetheilter Beamter, bis 1872 als selbständiger Filial-Magazins-Vorstand thätig. In dieser Zeit (25. Jänner 1868) wurde ihm bei einer Jagd durch ein zufällig losgegangenes Gewehr die rechte Hand derart verletzt, daß sie noch an demselben Tage abgenommen werden mußte. Trotz dieses Unglücks und obgleich im J. 1868 an 80 Beamte wegen der großen Überzahl des Standes theils pensioniert, theils mit Abfertigung entlassen wurden, blieb Schramm weiter im Dienste; er hatte während der 13 Wochen andauernden Heilung im Spitale das Schreiben mit der linken Hand erlernt und konnte den Arbeiten seiner Stellung auch fernerhin gerecht werden.

1872 vermählte er sich mit der Witwe Ludowika Fischer geb. Frantz, war durch 1 Jahr Verpflegs-Official in Innsbruck und kam dann zum Verpflegs-Magazine nach Triest. 1875 wurde er Vorstand des Verpflegs-Filial-Magazines in Marburg und blieb hier - inzwischen zum Official l. Classe vorgerückt - bis 1885. Von dieser Zeit ab in Graz als Controlor des Mil.-Verpfl.-Evid.-Magazines wirkend, absolvierte er den Verpfl.-Verwaltercurs mit Vorzug und kam 1888 als Vorstand des Mil.-Verpfl.-Magazines nach Banjaluka. Hier zum Verpflegs-Verwalter (VIII. Rangsclasse) befördert und 1891 nach Hermannstadt übersetzt, wurde er daselbst (1894) Oberverpflegs-Verwalter II. Klasse ( VII. Rangscl.) und kam schon im nächsten Jahre als Vorstand des Evidenz-Verpfl.-Magazines nach Budapest, des zweitgrößten Verpfl.-Magazines der Monarchie. 1898 hatte er als Oberverpflegs-Verwalter l. Classe (VI. Rangscl.) die höchste Stufe (den Oberst-Rang) erreicht, die in der Verpfl.-Beamten-Branche systemisiert ist.

Von seinen höchsten Behörden durch wiederholte Belobungen ausgezeichnet, erwarb er sich während seiner Stellung in Budapest besondere Verdienste um die Herstellung eines Modells für fahrbare Feldbacköfen; dasselbe trug über 10 andere Modelle den Sieg davon und ist seither im österr. Heere zur Einführung gelangt.

Mit 1. Jänner 1902 erhielt er die Ehren-Medallie für 40jähr. treue Dienste, und als er über sein Ansuchen im Mai desselben Jahres in den Ruhestand versetzt wurde, das Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens.

Im Jahr 1900 wurde ihm die Gattin durch den Tod entrissen; seine Ruhetage verlebt Schramm in Graz, zurückblickend auf eine reiche Arbeit im Dienste des Staates, auf die einstige Dürftigkeit im Elternhause, und theilnehmend an Leid und Freud der Heimat.

Herrlich verschönt hat er sein ernstes Berufsleben durch die heitere Kunst des Gesanges. In allen Stationen seines Wirkens betheiligte er sich an den Aufführungen von Gesang- und Musikvereinen und erntete wegen seiner prächtigen Stimmittel als Tenorist (hohes c) reiche Anerkennung und herzliche Dankeskundgebungen. Wie oft hat er in Wohlthätigkeits Concerten beigetragen, einen vollen Erfolg zu erringen! In vortrefflicher Weise wurde er dabei von seiner Frau, einer ausgezeichneten Pianistin, unterstützt, die auch im Hause die Kunst pflegte und das Familienheim aufs angenehmste zu gestalten wußte.

Nun ist solch edles Wirken wohl vorbei. Das Gedenken an wahrhaft gute Menschen, an den Lebensgang eines Mannes, der aus den ärmlichsten Verhältnissen eine Stufenleiter emporstieg, wie sie wenige erreichen, wird und soll in der Heimat nicht leicht vergessen werden.

Blick vom Bababerg, 2010

Steben in den 20er Jahren

Ortsplan von Steben, 1935

Stebener Kirche, 2009

Steben

Steben nach 1900

Zur Gemeinde gehörten 837 ha Grund. Ein Großteil davon waren Felder, Hopfgärten, Wiesen und Hutweiden. Ein kleiner Teil war Wald. Die Stebener Gemeindemitglieder hatten zusätzlich Felder, Hopfgärten und auch Wald im Kataster der Nachbargemeinden Jechnitz, Gerten, Pladen, Mokotill und Petersburg.

Der 15,77 ha große Teich oberhalb des südöstlichen Ortsrandes gehörte zur Herrschaft Czernin in Petersburg und wurde zur Fischzucht genutzt. Unweit davon waren die Fischbehälter. Immer vor Weihnachten kamen die Händler aus den Städten mit Lastautos und großen Behältern , um Fische zu kaufen. Die Fischmeister waren immer Stebener: Franz Tschischka, dann dessen Sohn Anton, Gustav Worsch und Franz Worsch bis 1945.

Die höchste Erhebung nördlich vom Teich, im Osten des Ortes, ist der Bababerg.

Nach der Jahrhundertwende hat sich in Steben baulich einiges geändert: Bis 1945 wurden 21 Häuser gebaut, einige wurden umgebaut und vergrößert.

Bis 1931 sind die Verstorbenen der Gemeinde am Friedhof bei der Kirche beigesetzt worden. 1932 wurde der neue Friedhof außerhalb des Dorfes seiner Bestimmung übergeben.

Einwohnerzahlen:

1945 hatte Steben insgesamt 458 Einwohner, davon 438 Deutsche und 20 Tschechen. Sie waren alle katholisch.

Häuserzahl 1945:

Steben hatte 110 numerierte Anwesen, davon gehörten 4 der Gemeinde.

Gemeindeverwaltung:

Vorsteher: Theodor Schwipp, geb. 01.07.1853 in Steben Nr. 82, gest. ca. 1936
Josef Schwamberger, HsNr. 13
Josef Schindler, HsNr. 53 (Wächter-Seff)
Gemeinderäte: Josef Hurt Ferdinand Schregel Albin Pittner Anton Wondrak
Gemeindediener: Siegmund Schwamberger Franz Netwall Gustav Rziha

Die Gemeindechronik führte die letzten Jahre Albin Pittner, ein weiteres Gedenkbuch wurde von Oberlehrer Rudolf Kabat geführt. Über den Verbleib der beiden Werke ist nichts bekannt. Wahrscheinlich wurden die Bücher vernichtet.

Schule:

Die deutsche Schule war meist 2-klassig. In den zwanziger Jahren und bis 1936 jedoch nur einklassig, dann wieder 2-klassig bis in die Kriegsjahre. Wenn in einer deutschen Schulklasse nicht 20 Kinder waren, wurde die Klasse aufgelöst. So hat Steben Kinder aus den armen Gebieten des Erzgebirges aufgenommen, um die zweite Klasse zu erhalten.

Wegen etwa 6 oder 8 tschechischer Kindern wurde jedoch 1936 eine tschechische Schule im Haus Nr. 10 eingerichtet.

Lehrkräfte ab 1900: Josef Schreier, Josef Eisenkolb, als Unterlehrer Josef Hofmann, Rudolf Kabat, Frl. Winkelbauer.

Ab 1932: Karl Adler, Josef Scharner.

Ab 1936: Oberlehrer Rudolf Kabat. Junglehrerinnen: Erika Jugl, .... Kulhanek, Sieglinde Zuber. Handarbeitslehrerin: Berta Kuttner.

Kirche:

Die katholische Kirche ist Johann dem Täufer geweiht.

Die Pfarrer nach 1900 waren:

  • Franz Tschochner
  • Karl Woda bis 1923
  • Clemens Schregel bis 1945

Bei Karl Woda führte die Mutter den Haushalt; Kirchendiener war Josef Hajak.

Bei Clemens Schregel, geb. am 12.9.1890 in Albaxen (Westfalen), führte seine Schwester Mathilde den Haushalt. Er studierte u.a. am Priesterseminar in Leitmeritz und wurde dort 1916 zum Priester geweiht. Bevor er 1923 nach Steben kam, war er bereits in Groß-Schönau, Reichstadt (Böhmen-Leipa), Puschwitz, Scheles und Jechnitz tätig gewesen. Sein letzter Wohnsitz war im Schloß Petersburg. Von dort ist er 1964 in seinen Geburtsort übersiedelt, wo er am 19.4.1975 verstarb.

Der Gemeindediener Gustav Rziha läutete früh, mittags und abends die Glocken.

Vereine:

  • Freiwillige Feuerwehr
  • Deutscher Kulturverband
  • Heimkehrerverein
  • Gesangsverein

Parteien:

Bund der Landwirte (BdL): Obmann Ernst Chwoika

Sudetendeutsche Partei: Ferdinand Hyna

Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei (NSDAP): Gustav Schwamberger

Jagd:

Jagdpächter war die letzten Jahre Franz Hacker, der auch der Besitzer des größten Bauernhofes mit 30 ha war.

Gewerbetreibende:

Fleischer:Hermann Sperk, Willi Chwoika
Gasthaus:Hermann Sperk, Anton Hajak, Ernst Chwoika, Anton Eger, Willi Chwoika, Karl Donner
Kaufladen:Ludwig Stein, Josef Köttig, Gustav Müller, Karl Gohout
Trafik:Josef Reiß
Schneider:Ambros Megerle, Fritz Megerle, Richard Schwamberger, Konrad Seifert
Schneiderin:Sophie Stepan, Gusti Tobisch, Marie Bleiner, Rosa Worsch
Schuhmacher:Johann Hurt, Karl Hurt, Rudolf Heini, ..... Wenisch
Schmied:Rudolf Richter, Martin Kosnopfl
Wagner:Franz Schwamberger, Franz Schwarz
Tischler:Anton Kohn (Vater), Anton Kohn (Sohn), Franz Zuber
Dachdecker:Anton Schwalb
Steinbruch:Pächter Jaroslav Podolak. Der Granitsteinbruch gegen Alberitz war Gemeindeeigentum. Bis in die zwanziger Jahre bestand gegen Pladen in der „Juden­schlucht“ ein Steinbruch, der wahrscheinlich nicht mehr rentabel war.

Besondere Ereignisse:

1. Weltkrieg:

Beginn 1914: Eine Kirchenglocke wurde zu Kriegszwecken geholt.

Gefallene des 1. Weltkriegs:

HsNr.Name
Beck Franz
39Brettschneider Alois
54Chwoika
32Hajak Franz
55Hajak Franz
Kunz Johann
Plaschka Rudolf
Schindler Werner
47Schwalb Wenzel
Schwamberger Franz
Schwamberger Josef
Seifert Anton
83Tschischka Ferdinand
90Tschischka Franz
73Wondrak Anton
73Wondrak Franz
73Wondrak Karl
84Worsch Franz
20Worsch Josef

An den Folgen des Krieges starben:

75Schwamberger Ernst
82Wondrak Anton
Brände:

Anfang der zwanziger Jahre brannte in der Mitte des Dorfes ein altes Haus ab, später die Scheune bei Alois Schindler. Anfang des 2. Weltkriegs wurden zwei Scheunen durch Blitzschlag vernichtet.

Kriegerdenkmal:

Am 10.07.1921 wurde bei der Kirche ein Kriegerdenkmal mit den Namen der Gefallenen des 1. Weltkrieges errichtet. In der eingezäunten, gepflegten Anlage wurden Birkenkreuze für die Gefallenen des 2. Weltkrieges aufgestellt. Die Anlage und das Kriegerdenkmal wurden von den Tschechen 1945 zerstört und vernichtet.

Kirchliche Ereignisse:

Im Jahre 1919 war in Steben Firmung. Erst 1929 war Bischof Dr. Josef Groß wieder zur Firmung gekommen. Die letzte Firmung war 1937 durch Bischof Dr. Anton Weber.

1924 wurde bei einer Orgelreparatur ein neues Gebläse eingebaut.

Die Kirche wurde im Herbst 1928 innen und außen für 50.000 Kronen renoviert.

Am 28. Mai 1934 war Bezirkstag der Feuerwehr in Steben. Bei dieser Gelegenheit wurde die neue Motorspritze und eine dritte Kirchenglocke geweiht. Bei der Spritze war Emilie Schindler die Patin.

Als Patin für die neue Glocke war Gräfin Josefine Czernin von Petersburg gekommen.

Elektrifizierung:

Im Sommer 1922 wurde mit dem Bau der elektrischen Leitung nach Steben begonnen. Am 06.11.1922 brannte erstmals elektrisches Licht.

Bahnlinie:

Ende er dreißiger Jahre bekam Steben endlich eine Haltestelle an der Strecke Dux - Pilsen. Die Leute mußten bisher fast eine dreiviertel Stunde entweder nach Pladen oder nach Petersburg zum Bahnhof laufen.

Tschechisierung:

1936 wurde wegen 6 oder 8 tschechischen Kindern eine eigene tschechische Schule in HsNr. 10 eingerichtet, obwohl deutsche Klassen unter 20 Kindern aufgelöst wurden.

1937 oder 1938 war ein tschechischer Ball in Steben. Die Besucher waren meist Tschechen aus Tschentschitz oder Petersburg. Stebner waren wenige anwesend. Die Begrüßung war in tschechischer und deutscher Sprache.

1938 war der Engländer Lord Runceman ins Schloß Petersburg gekommen, um sich über die Verhältnisse der Deutschen in der CSR zu informieren. Bei der großen Kundgebung im Schloßhof waren auch viele Stebener dabei.

Anschluß an das deutsche Reich:

Am 10. Oktober 1938 marschierten deutsche Truppen in Steben ein, die von der Bevölkerung mit Jubel und Blumen begrüßt wurden.

2. Weltkrieg:

Im September 1939 beginnt der 2. Weltkrieg und etliche wehrpflichtige Männer wurden gleich eingezogen.

Im Mai 1940 wurde ein Erntekindergarten eröffnet, der während des Sommers und bis November die Mütter, die in der Landwirtschaft arbeiteten, entlastete.

Im April 1942 wurde die kleine und mittlere Glocke (die schon Ersatzglocke für die im ersten Weltkrieg abgenommenen war und von Frau Marie Beck gestiftet wurde) geholt. Die Große, so hieß es damals, soll noch bleiben, da sie unter Denkmalschutz stand.

Jedoch Freitag den 25. Februar 1944 wurde auch sie abgenommen.

Gegossen wurde sie im Jahre (ca.) 1640. Gewicht: 500 kg.

Alle drei Glocken waren ein herrliches feierliches Geläute. Kein Ort in der Umgebung hatte so etwas „Schönes“.

Nur noch mit der Sterbeglocke wurde zur hl. Messe geläutet.

Kriegsende:

Am 8. Mai 1945 kamen die ersten Russen ins Dorf.

Vertreibung, Verfolgung, Vergewaltigung:

Der Krieg war zu Ende. Nun begann die schwere Zeit der Verfolgung, Erniedrigung und Vergewaltigung.

Mütter und besonders die jungen Frauen mußten sich fast täglich vor den Übergriffen der neuen Machthaber und Besetzer verstecken.

Am 12. Mai nahm sich das Oberlehrerehepaar Kabat nach mehrfacher Vergewaltigungen der Ehefrau das Leben.

Mord:

Der Parteiortsleiter Gustav Schwamberger, HsNr. 101, wurde von Tschechen abgeholt und in Pladen zu Tode geprügelt. Er ist außerhalb des Friedhofs in Pladen (rechts neben dem Eingang) verscharrt worden (von Zeugen bestätigt).

Enteignung:

Die Tschechen übernahmen die Verwaltung in der Gemeindekanzlei und nach und nach kamen weitere Tschechen aus dem Landesinneren und besetzten die Häuser und Bauernhöfe der Deutschen.

Manchmal wurde den Deutschen ein Raum im eigenen Haus zugewiesen, alles andere wurde abgesperrt. Aber meist wurde ihnen in nicht besetzten Häusern ein Raum zugewiesen. So waren im Pfarrhaus vier Familien untergebracht.

Zwangsarbeit:

Alle Deutschen wurden zur Arbeit eingeteilt.

Im Oktober 1945 wurden 25 Familien mit Lastautos in die Gegend von Rokican gebracht, wo sie die Arbeiter ersetzen mußten, die ins sudetendeutsche Gebiet abgewandert waren.

Im Februar 1946 wurden einige Frauen und Mädel im Internierungslager in Podersam eingesperrt. Die meisten davon wurden im Laufe des Sommers mit ihren Familien in die Ostzone ausgewiesen.

Einige mußten zurückbleiben und kamen erst 1948 nach Bayern.

In Folge des 2. Weltkriegs gefallen, vermisst, umgekommen:
ldf. Nr.Hs.-Nr.Namegeb.gefallen, vermisst, umgekommen
181Bartak Josef (Franz?)1910vermisst
239Brettschneider Alois 1916ledig?
360Buchtelik Franz 1912Bäcker, ledig1944
454Chwoika Ernst 1906Bauer, verh.gef. in Rumänien 1944
514Eis Emil 1914Landwirt, ledigim Osten 1943
667Fleischer Otto 1926Arbeiter, ledig?
75Frisch Franz 1906Bauer, verh.vermisst im Osten 1945
8103Gohout Karl 1910Kaufmann, ledigim Osten 1944
915Hajak (Lugl) Franz 1919Landwirt, ledigim Osten 7.9.1944
10Hajak AntonSelbstmord
1132Hajak Franz 1910Landwirt, ledigim Osten 1943 ?
1216Hajak Wendelin 1900Bauerim Krieg gestorben
1340Horka Franz bei Rank1920Landw. Arb., led.im Osten 10.10.1943
149Hyna Ferdinand 1911Landwirt, verh.in Rußland 7.7.1943
1563Kabat Rudolf1899Oberlehrerhaben sich nach Vergewaltigungen der Ehefrau am 12.5.45 erhängt
1663Kabat Helene1914Ehefrau
1796Netwall Franz 1921Matrose, ledigvermisst ?
1895Picl Franz 1910Steinmetz, ledigvermisst 1944
1930Pittner Josef 1922Landwirt, ledigvermisst seit 16.4.1945
20102Plaschka Rudolf 1920ledigim Osten 1942
2161Podolak Rudolf 1921Student, ledigim Osten 1941
2218Schindler, verh. Kretschi Emilie1905wegen Folgekrankheiten von Vergewaltigungen am 16.02.1946 erhängt
233Schindler Ottokar 1907Bauer, verh.vermisst im Osten 1944
2447Schwalb Anton 1898Dachdecker, verh.im Osten1944
2526Schwamberger Adolf ?Steinhauer, led.?
2685Schwamberger Gustav1891Landwirt, verh.ermordet 1945
2775Schwamberger Josef 1920Steinmetz, ledigverm.in Rumänien 1944
2875Schwamberger Karl 1921Musiker, ledigim Osten 1944
2975Schwamberger Rudolf 1924ledigim Osten1943
3026Schwamberger Willibald1916
3192Sperk Josef 1920Fleischer, ledigim Osten 1943
32105Sperk Raimund 1919Landw.Arb., led.?
3372Czieharz Willi 1916lediggefallen im Osten ?
3490Tschischka Franz 1914Landwirt, verh.in Italien 1944
3594Ullmann Anton 1913Landwirt, verh.im Osten 1943
3673Wondrak Werner 1927Ledigvermisst seit 1944
372Worsch Edwin1922Landwirt, ledigVerm.in Frankreich 1944
38Zerner Anton??
3922Zerner Gerold?ledig?

Stebener Treffen 2016
Am Wochenende 16./18. September war es wieder soweit und wir trafen uns in unserem Heimatdorf Steben. Nach der Verschiebung von Ende Juni in den September wegen meiner Hüft-OP kamen auf die persönlichen Einladungen nur zaghaft Anmeldungen zurück und so waren wir dieses Mal nur eine kleinere Gruppe von 20 Personen. Auch die Gastfamilie Wally Worg aus Tschentschitz konnte wieder herzlich begrüßt werden. Als überraschender Besuch kam am Samstag noch Adele Walter (Kleißl) mit ihrem Sohn und Schwiegertochter. Sie konnte es nicht lassen, sich trotz körperlicher Beschwerden wieder in Steben umzusehen. Die Freude war groß sie zu sehen.

Ein weiterer Anlass für das Treffen war heuer das Aufstellen eines Erinnerungskreuzes an unsere Eltern und Großeltern aus Steben. Das Marmorkreuz stammt aus Baiersdorf bei Erlangen vom Familiengrab meiner aus Petersburg stammenden Großeltern mütterlicher seits und sollte bei der Grabauflösung vor einigen Jahren nicht vernichtet werden. Nun bekam es einen ehrenden Platz an der Seite der Stebener Kirche auf einem alten zerstörten Grabsteinsockel, der bei der Beseitigung des Friedhofs stehen geblieben ist. Bei strömenden Regen haben die schon bekannten Handwerker des Wondrak-Clans (Enrico und Ramona) mit technischem Sachverstand geholfen, das Kreuz standfest zu installieren. Vielen Dank an die Beiden. Am späten Nachmittag haben wir unsere Totenehrung für die verstorbenen Stebener vor diesem Kreuz abgehalten und mit dem bekannten Lied "Segne Du Maria ..." beendet. Es waren wieder ergreifende Momente, die man nicht so schnell vergisst. Dank an alle Anwesenden. Dabei war auch die Fam. Bittner von der Nusamühle, die uns zuvor wieder eingeladen und mit köstlichem Kuchen und Plätzchen verköstigt hatten. Dank an Frau Bittner für die viele Arbeit.

Am Nachmittag war auch Adele Hajak an der Kirche und bestaunte das Kreuz. In der Kirche traf sie auf ein Hochzeitspaar, das dort Erinnerungsfoto's machte. Der Bräutigam war übrigens Jan Toman, der Enkel von Franz Schwamberger (Reiß, HsNr. 75). Seine Eltern Jan und Marie, geb. Schwamberger, betreuen die Kirche und verwalten die Schlüssel.

Der Abend verlief mit angeregten Diskussionen und Erzählungen sehr rasch. Auch wurden wieder einige alten Foto's ausgetauscht und bei mir in die Sammlung eingegliedert. Für die Spenden in die Ortskasse mein besonderer Dank.

Der Sonntagmorgen war schon wieder die Zeit des Abschied nehmen für die Heimreise in die neue Heimat. Als Wiedersehenstermin wurde Ende Juni/ Anfang Juli 2017 vereinbart.

Da ich noch Zeit für die Heimreise hatte, machte ich mit meiner Frau ein Rundfahrt durch die nähere Umgebung. Über Strojeditz, Wiessen, Fürwitz, Tschentschitz, Mokotill und Kriegern führte uns der Weg wieder zurück nach Steben. In Wiessen wurde ja bekanntlich der Film "Thannbach" in Erinnerung an das geteilte Zonengrenzdorf Mödla-reuth (Klein Berlin) gedreht. Nun sind dort wieder Dekorationen (Grenzmauern, Stacheldraht und Panzersperren) aufgebaut und es wird eine Filmvorsetzung gedreht werden. Leider sind all die ehemaligen deutschen Dörfer dem Verfall preisgegeben und bieten so für Filmaufnahmen Erinnerungen an Kriegszerstörungen. Es ist erschütternd wenn man durch diese verfallenden, ehemals fast ausschließlich deutschen Dörfer fährt und sieht die Reste der oftmals großen Gehöfte und Häuser, insbes. z.B. in Fürwitz.

11. November 2016 –  Stebener Treffen Gruppenfoto

Steben