Tlesko

„Tlesko ist die kleinste selbständige Gemeinde des Jechnitzer Gerichtsbezirkes und zählt in 23 Häusern 115 Einwohner; dazu gehört die 2 km westlich davon gelegene Schreibermühle. Die Entfernung von Podersam beträgt 24,3 km, die von Jechnitz 3 km. Granit und Thonschiefer bilden mit ihren Verwitterungsprodukten das Gebiet, da der Landmann hier bebaut, und recht karg sieht er sich oft für sein Mühen belohnt; damit in Verbindung ist die freie Höhenlage, die namentlich den Nordwest-Winden ungehindert Zutritt gewährt. Der Kavillerbach durchzieht einen Teil der Fluren; er gelangt in den Zwitakenteich, später in den großen Teich bei Jechnitz und setzt dann seinen Lauf als Mühlbach fort. Bebaut werden an 20% mit Winterkorn, 20% Hafer, 15% mit Kartoffeln, 10% mit Gemenge, 6% mit Klee, je 5% mit Weizen, Gerste und Hülsenfrüchten, 3% mit Futterrüben und dergleichen; etwas 11% bleiben Brache. Die Wiesen betragen 5%, die Waldungen 9% der Gesamtfläche. Der Obstbau ist wegen des rauen Klimas ohne Bedeutung.

An landwirtschaftlichen Nutztieren wurden gezählt: 9 Pferde, 135 Rinder, 2 Ziegen, 30 Schweine, 21 Bienenvölker und eine entsprechende Menge an Geflügel.

Die direkte Steuer verteilt sich auf 704 K Grundsteuer, 82 K Gebäudeklassensteuer, 10 K Hauszinssteuer und 11 K Erwerbssteuer. Gemeindevorsteher ist gegenwärtig der Landwirt Karl Seidl.

Tlesko ist nach Jechnitz eingepfarrt, besitzt aber eine eigne Ortskapelle und zählt zur Schulgemeine Drahuschen. Post- und sanitäre Angelegenheiten werden von Jechnitz aus geregelt. Die Anlage er zu beiden Seiten der Teplitz-Eisensteiner Ärarialstraße gelegenen Häuser ist derart, dass sie einen nahezu kreisförmigen Ortsplatz umschließt, auf dem sich – etwas erhöht – die Ortskapelle und der Ortsteich befinden. Der Gemeindebrunnen führt den Namen Goldbrunnen, weil bei demselben Stollen sichtbar sind, in denen der Sage nach einst nach Gold gegraben wurde. Der südlich vom Ort gelegene Talikenberg gewährt gegen Norden und Nordwesten eine prächtige Aussicht auf das Duppauer Gebirge und auf den Kamm des Erzgebirges.

Kirche:

Über die Erbauung des bis zum Jahre 1876 an der Ärarialstraße gestandenen alten Dorfkichleins ist nichts bekannt. Die jetzige Kapelle wurde im gleichen Jahre teils aus Gemeindemitteln, teils durch Unterstützung der ehemaligen Grundherrschaft (das adelige Damenstift in Prag) errichtet. Der Begründer des Großhandlungshauses Karl Lüftner in Prag, ein Ortskind, widmete zu ihrer inneren Ausschmückung den Altar und zur Vervollständigung des Geläutes eine Glocke. So sehr er damit das Andenken an seine hier verstorbenen Eltern ehren wollte, so sehr hat er sich selbst ein Denkmal der Treue zur Heimat geschaffen. Das Sct. Johannes von Nepomuk darstellende Altarbild wurde der Kapelle von dem Jechnitzer Bürger Johann Heidler in Erfüllung eines gemachten Gelübdes gespendet. Die kleinere Glocke stammt aus der alten Kapelle. Einige an der Straße und an den Feldwegen stehende Kreuze und Heiligenstatuten sind weitere Zeugen des frommen Sinnes der Ortseinwohner.

Schulverhältnisse:

Bis zum Jahre 1901 besuchten die hiesigen Kinder die Schule in Jechnitz; seit dieser Zeit erhalten sie den Unterricht in der nur 1 km entfernten Schule in Drahuschen.“

Weiterlesen in „Der politische Bezirk Podersam“ von Wenzel Rott

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Über die Entstehung des Dorfes Tlesko ist nichts bekannt. Die erste schriftliche Aufzeichnung hierüber ist die Steuerrolle aus dem Jahre 1654.

Acht Besitzer sind in dieser Steuerrolle erwähnt. Von diesen hat sich lediglich das Haus `Seidl` bis heute erhalten und ging der Besitz jeweils vom Vater auf den Sohn über. Offenbar war ein Seidl der erste oder einer der ersten Siedler im Dorf. Auf welches Jahr dies zurückreicht ist, leider nicht festzustellen. Eine im Hofe des Hauses stehende Holzscheune trägt im Gebälk die Jahreszahl 1679.

Das Haus Seidl Nr. 1 liegt auf der rechten Seite der den Ort durchziehenden Reichsstraße Teplitz-Saaz-Pilsen-Eisenstein, die im Jahre 1858 erbaut wurde. An Stelle der Straße war früher ein schmaler Weg. Der Fahrweg von Jechnitz nach Tlesko führte entlang des großen Teiches über die Fluren.

Laut diesen Katasterunterlagen bestand das Dorf Tlesko aus acht Familien, die abgabeverpflichtet und somit Untertanen der Herrschaft waren. Herrschaftlicher Besitzer war das ehemalige adlige Damenstift in Prag, dem unter anderem die gesamte Herrschaft Čhrič untertänig war. Die ersten in der Steuerrolle erwähnten Siedler haben offenbar auch mit ihren Bauten die Richtlinien für die kreisförmige Anlage gegeben. Gegenwärtig ist der Ring geschlossen.

Im Jahre 1778 sind bereits 18 Besitzer in Tlesko aufgeführt:

  • Josef Seidl der Ältere Nr. 1
  • Michl Mahr Nr. 2
  • Franz Seidl Nr. 3
  • Anna Maria Sporner Nr. 4
  • Matthes Sporner Nr. 5
  • Adalbert Höfer Nr. 6
  • Christoph Gena Nr. 8
  • Jakob Tattermusch Nr. 9
  • Josef Seidl der Jüngere Nr. 10
  • Josef Mahr Nr. 11
  • Jacob Scharner Nr. 12
  • Wenzel Ittner Nr. 13
  • Johann Tattermusch Nr. 14
  • Adalbert Mahr Nr. 15
  • Christoph Seidl Nr. 18.

Matriken:

Das Dorf Tlesko hat seit allen Zeiten gemeinsam mit Drahuschen, Gerten, Kotieschau und Muckhof zur katholischen Pfarrei Jechnitz gehört. Weiterhin waren die meisten Dörfer zwischen Petersburg und Groß Chmeleschen zu diesem Pfarrsprengel eingegliedert. Dies änderte sich erst, als im Jahre 1785 neue Pfarreien gegründet wurden bzw. recht weit entfernte Ortschaften einen eigenen Administrator oder Kuratus bekamen.

Die ältesten Matriken (Taufen, Eheschließungen und Begräbnisse) von Jechnitz beginnen im Jahre 1684. Damals vernichtete ein großes Schadensfeuer die Jechnitzer Dechantei und leider gingen hier auch sämtliche ältere Aufzeichnungen in den Flammen unter.

Das Taufbuch ab 1684 enthält Geburten und Taufen für folgende Ortschaften: Gerten, Willenz, Muckhof, Chlumtschan, Jechnitz, Steben, Tlesko, Kotieschau, Watzlaw, Bergwerk, Groß Chmeleschen, Drahuschen und Petersburg. Die selbe lokale Einteilung ist im Trauungs- und Sterbebuch zu finden.

Machen wir einen Sprung in das nächste Jahrhundert. Die alten Matriken-Bücher waren voll geschrieben, neue Bücher mussten begonnen werden. Bis dahin war es üblich, alle kirchlichen Handlungen in chronologischer Reihenfolge in die Bücher einzuschreiben, ohne eine Zuordnung nach Ortschaft. Das macht das Suchen und Sortieren beschwerlich. So richtete man ab 1785 für jeden Ort des Pfarrsprengels je ein eigenes Buch für die Taufen, Trauungen und Begräbnisse ein. Ebenso fügte man auf den letzten Seiten ein aktuelles Register in alphabetischer und chronologischer Reihenfolge ein. Das macht das Suchen nach bestimmten Personen sehr viel einfacher und schneller.

Folgt man jüngerem Taufbuch, lassen sich am Ende des 18. Jahrhunderts folgende Familien in Tlesko feststellen:

  • Nr. 1 Seidl Veit
  • Nr. 2 Tattermusch Johann
  • Nr. 3 Seidl Johann
  • Nr. 4 Ott Johann
  • Nr. 5 Scharrner Mathes
  • Nr. 6 Tattermusch Anton
  • Nr. 7 Heyer Johann
  • Nr. 8 Heyer Johann Gastwirt
  • Nr. 9 Tattermusch Jakob
  • Nr. 10 Seidl Joseph
  • Nr. 11 Mahr Joseph
  • Nr. 12 Mahr Joseph
  • Nr. 13 Ittner Wenzel
  • Nr. 14 Tattermusch Johann
  • Nr. 15 Mahr Wenzel
  • Nr. 16 Lang Adalbert

Hier wird ersichtlich, dass das kleine Dorf einst aus 16 bewohnten Häusern bestanden hat. Die restlichen Hausnummern sind später durch Teilung oder Neubau entstanden. Dominant in jener Zeit sind besonders die Familien Tattermusch, Seidl und Mahr. Diese Namen haben sich auch bis hin zur Vertreibung in Tlesko erhalten, wenn auch in verschiedenen Abzweigungen und Nebenlinien.

Zu Begin des 20. Jahrhunderts zählte Tlesko 108 Einwohner. Bei der allgemeinen Zählung 1930 waren es bereits 115 Einwohner. Wieder einige Zeit später ist das Dorf auf 26 Häuser angewachsen.

Familienforschung:

Tlesko und Drahuschen gehörten zum katholischen Pfarramt Jechnitz. Die ältesten Matriken beginnen im Jahre 1685 und befinden sich im Staatlichen Gebietsarchiv in Prag.

Zum Matrikenverzeichnis von Jechnitz:

http://www.genealogienetz.de/reg/SUD/kb/jechnitz.html

Dem Gemeindebetreuer liegen zahlreiche genealogische Unterlagen für Drahuschen und Tlesko vor.

Mathias Pittner

Bauer

Dreschen am 4.9.1930

Familie Tattermusch in Tlesko Nr. 5 im Jahre 1915

Franz Anton Mahr

Gasthaus

Gustav Mahr

Kapelle alt

Kapelle neu

Luftaufnahme Tlesko

Postkarte 1911 Tlesko

Tlesko 1644

Wasserkarte