Podletitz

An der Nordwestgrenze des Bezirkes in einer Ebene gelegen, die nach Süden und Westen ansteigt, ist das Gebiet der Gemeinde Podletitz. Die von Kettowitz nach Willomitz führende Bezirksstraße durchzieht den Ort, der in 62 Häusern (2 unbewohnt) 374 Einwohner zählt und von Podersam 9,9 km, von der Haltestelle Großwitschitz (Lokalbahn Kaschitz – Radonitz) 1,5 km entfernt ist. Bäche, größere Teiche und Waldungen fehlen; nichtsdestoweniger bedarf das hervordrängende und sich hie und da stauende Grundwasser der geeigneten Ableitung, sollen die Ergebnisse des Ackerbaues, des alleinigen Erwerbszweiges der Bewohner, auf den betreffenden Fluren befriedigen. Angebaut werden hauptsächlich Gerste, Korn, Weizen, Zuckerrüben und Futterkräuter, und der gesamte landwirtschaftliche Betrieb geschieht auf dem mehr als 1/3 der Gemeinde – Grundfläche umfassenden Meierhofe (Eigentümer Graf Czernin) wie bei den einzelnen Besitzern in verständnisvoller, rationeller Weise.

Weiterlesen in „Der politische Bezirk Podersam“ von Wenzel Rott

(Vorwärtsblättern: Rechtes Blatt anklicken, Rückwärtsblättern: Linkes Blatt anklicken)

Haus Nr. 13 - Schmid

Gruß aus Podletitz: Kath. Kirche, St. Laurentius, darunter Anwesen Kauer, Kogelmann und Justin Schmid (v. rechts gesehen). Oben rechts: Haus Otto Langer mit Bäckerei und Sauerkrautfabrik, darunter Nebengebäude Meier-Hof und Gasthaus Gallerach

Gruß aus Podletitz

Brücke

Handlung A Sacher, Kirche und Schule, Willonitzerstraße

Die Gemarkung der Gemeinde Podletitz, im Volksmund Bultitz genannt, liegt an der Nordwestgrenze des Bezirks Podersam in einer Ebene, die nach Süden und Westen hin ansteigt. Die herrliche Lage dieser Ortschaft, in 300m Seehöhe gelegen, erschließt sich vom benachbarten Klumberg (447m), der einen unvergesslichen Blick in das weite ebene Land bietet. Die von Kettowitz nach Willomitz führende Kreisstraße durchzieht den Ort, der bei der letzten Volkszählung 63 Wohnhäuser und 37 4 Einwohner zählte. Von Podersam ist Podletitz 9,9 km und von der Bahnhaltestelle Groß-Witschitz 1 km enfernt.

Das Dorf war Schul- und Kirchsprengel der Ortschaften Podletitz, Deutsch-Trebetisch, Groß-Witschitz und Kettowitz. Seine Einwohner betätigten sich in meist landwirtschaftlichen Betrieben. Angebaut wurden auf den fruchtbaren Böden Weizen, Roggen, Gerste, Zuckerrüben, Hopfen. In den 1920er und 30er Jahren führte die Prager Regierung Anbaueinschränkungen ein. In den 1920er Jahren wurden verstärkt Obsthaine, insbesondere Kirsch- und Zwetschgenkulturen, angelegt. Futterkräuter mussten angebaut werden, da Wald und Wiesen fehlten. Maschinell waren die ansässigen Landwirte sehr fortschrittlich. Im Ort gab es, verbunden mit Gemischtwarenhandel, je eine Bäcker- und Konditorei. Ein Gastwirt mit Fleischerei sorgten für den täglichen Bedarf, ebenso wie Friseur, Tischler, Maurer, Schuster, Zimmerer, Sattler und Schmied. Die sanitäre Versorgung unterstand dem Distriktsarzt aus Maschau. Gleiches gilt für polizeiliche Belange. Das Post- und Telegraphenamt war in Willomitz ansässig. Elektrifiziert wurde der Ort 1921 aus Kaaden-Lametitz. Letzter Bürgermeister bis zur Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg war der Wirtschaftsbesitzer Karl Goppold.

Der Name des Dorfes kann auf zweierlei Arten gedeutet werden. Es wird gemutmaßt, dass Podletitz nach einem gewissen Podles - also „Dorf des Podlesovych“ - benannt ist; wahrscheinlicher ist jedoch die Annahme, dass der tschechische Name „podles“ – wörtlich „unter dem Wald“ - auf die Herkunft der ersten Bewohner zurückgeht. Podletitz ist ein sehr alter Ort, der schon frühzeitig Stammsitz eines gleichnamigen Adelsgeschlechts war. Im Jahr 1196 ist in einer Liste die Schenkung der Herrschaft Milhost, Mitglied einer Ritterfamilie in Podletitz, an die Zisterziensermönche aus Waldsassen (in Maschau) gegen das lutherische Buitic verzeichnet. Ein Lutherus de Buitic ist als Zeuge vermerkt. Podletitz besaß schon um das Jahr 1200 eine eigene Pfarrkiche; 1363 war es (nach Bernau: Burgen und Schlösser in Böhmen) der damals hiesige Pfarrer, der den Priester Johann von Skytal in die ihm verliehene Pfarrei Mladejiov einführte. 1375 wurden nach dem Tode des Pfarrers Niklas die hiesige Pfarrei auf Präsentation des Ritters von Podletitz dem Velislaus oder Velik, bisher Pfarrer in Lamarciz (Lametitz), verliehen. 1375 war hier ein Kirchenpfarramt und Friedhof um die Kirche. Podletitz war damals Patriarchat des Janu aus Podletitz. Anfang des 14. Jahrhunderts war das Rittergut des Landespatrons Heinrich von Duba auf Draschic. Der Ort Mladijov wurde 1421 vollständig zerstört. Laut eines am 27. Juni 1408 zwischen dem Pfarrer und dem Johann von Duppau abgeschlossenen Vertrages wurde des letzteren Erbe genannt Cicov (vielleicht das 1542 erwähnte, öde Cilkov, gelegen zwischen Widcice und Chodebytice, Groß-Witschitz u. Kettowitz) für einige Liegenschaften in Witschitz der Podletitzer Kirche abgetreten. Nach dem Tod des Pfarrers wurde noch im selben Jahr am 22. Oktober der Rakonitzer Priester zum Pfarrer in Podletitz über Präsentation Heinrichs von Duba konfirmiert. Ab diesem Zeitpunkt weist die Geschichte der Kirche eine Lücke auf. Lediglich die Inschrift der heutigen großen Glocke verweist auf das Jahr 1534 und den Namen Podletycz. Die große Glocke trägt die Inschrift „Pan Bulcic racz zamatz 1524 Amen“, „Frau Bulcic, unser Geschenk Amen“. Die kleine Glocke stammt aus dem Jahr 1489 und wiegt 380 kg. Beide Glocken haben zwei große Kriege überstanden. 1617 wird Peter Schlegel als protestantischer Pfarrer in Podletitz erwähnt. Nach der Gegenreformation war die Pfarrei von 1623-1723 eine Filiale von Willomitz. 1701 wurde die Kirche samt Pfarrhaus auf Kosten des Ritters von Golc im barocken Stil neu erstellt.

1480 wird ein Bretislaus de Podlesycs im Streite mit Johann Jenczo von Janovic auf Petersburg mit einer Besitzung in Kriegern genannt. 1514 gehörten Opl und Ficthum neben Podletitz, Fünfhunden und Winterritz auch Orte wie Sumburg und Burg Egerberg. Ficthum war sehr wohlhabend und sein Streben nach Reichtum ausgeprägt. In Folge von geheimer illegaler finanzieller Gebaren mussten Opl und Ficthum fliehen. Ihr Besitz wurde 1532 von den Königlichen gepfändet. 1545 trat Kaiser Ferdinand 1. mit vielen anderen Gütern auch das Dorf Podletitz an Grafen Albrecht Schlick für eine Schuld von 15 000 Schock Groschen ab (Landtafel 83K64). Wem es später gehörte, ist unbekannt. 1662 wurde Ritter Johann von Golc Eigentümer der Herrschaft Maschau. 1781 schaffte Kaiser Josef II. zur Erleichterung der Bevölkerung die Leibeigenschaft ab. Im Dezember 1792 verstarb der letzte von Golc; nach ihm herrschte ein Mladota. In diese Zeit fällt die Vereinigung der Güter Podletitz und Willomitz. 1835 kaufte die gräfliche Herrschaft Dittrichstein die Güter; 10 Jahre später kaufte Graf Eugen Karl Černin auch Chudenitz. Seit 1850 ist Podletitz eine selbständige Gemeinde. Rechtlich eine Einheit, bleibt Graf Černin Podletitz als Bauerngut Nr. 1. Mit der tschechischen Bodenreform ekamen der ehemalige Verwalter von Gut Kettowitz, Jan Verner und seine Gattin Ludmilla, etwa 100 ha und zwei tschechische Siedler je 30ha des ehemaligen Černinschen Besitzes. Die Volksschule war 3-klassig. Die Gründung der Schule fällt ins 16. Jahrhundert. In geeigneten Häusern wurde unterrichtet, abwechselnd in verschiedenen Räumen. Die Errichtung der alten Schule Nr. 7 erfolgte gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Noch bevor das Reichsvolksschulgesetz aus dem Jahre 1869 verabschiedet worden war, erwies sich das Lehrzimmer als viel zu klein. 1872 wurde die Schule um die 2. Klasse erweitert und mietweise in Nr. 12 untergebracht. Am 1. Oktober 1876 fasste der Ortsschulrat den Beschluss, ein neues Schulhaus zu bauen. Erst am 1. April 1883 wurde der Grundstein gelegt. Am 24. Mai 1884 konnte das neue Gebäude eingeweiht werden. Die Kosten beliefen sich auf 11 250 Fl 02 Kr. In Folge der wachsenden Kinderzahl wurde von der Schulbehörde 1886 die dritte Klasse eingeführt. Im Jahr 2013 dient das ehemalige Schulgebäude der Gemeinde als Gemeindehaus für die Orte der Umgebung.