Ortsbeschreibung - Puschwitz

3,4 km westlich von Podersam liegt in einer Talmulde die Stadt Puschwitz (351m ü.d.M).

Der Fichtelbach (hier „alter Bach“ genannt) fließt durch die Ortsmitte, sein Flußbett ist breit und die Wassermenge während der meisten Zeit des Jahres gering. Die Brücke wurde ca. 50m abseits der direkten Straßenführung gebaut, die meisten Fahrzeuge fuhren deshalb gleich durch den Bach. Er speist den in der Ortsmitte liegenden Hegerteich, der weiterführende Mühlgraben versorgt die östlich der Ortschaft liegende Steinmühle. Eine zweite Mühle, am westlichen Ortsrand gelegen, wurde wegen fehlender Nachkommen vor Beginn des 2. Weltkrieges stillgelegt.

Die von Podersam nach Pomeisl führende Bezirksstraße durchzieht am Südrand das Stadt- gebiet. Eine Omnibuslinie, von Saaz kommend, fährt täglich zweimal über Duppau nach Karlsbad. Eine zweite Bezirksstraße führt über Pröllas nach Maschau, eine Abzweigung davon an der Kirche vorbei nach Schönhof. Im Jahre 1939 wurde eine Umgehungsstraße durch den Herrengarten gebaut, damit die hohen Jagdgäste ungehindert Schloß Schönhof und den nahen Park erreichen konnten.

Gegen Westen von unbewaldeten Hügeln umsäumt, öffnet sich das Gebiet, nach Osten an Breite zunehmend, zu einer reich gesegneten Flur von fruchtbaren Äckern und prächtigen Obstanlagen. Diese, und die ertönenden Dampfpfeifen der drei Kaolin-Schlämmwerke (sie signalisieren: Arbeitsbeginn, Pause, Mittagszeit und Schichtwechsel) verraten die Beschäftigung der Bewohner, erklären die rege Bautätigkeit und das damit verbundene Anwachsen der Bevölkerung.

Der Ackerbau umfaßt alle Getreidearten, Zucker- und Futterrüben, Kartoffeln, im geringen reduziert. In Herrengarten wurde Gemüse angebaut. Da die Wiesen nur wenig über 2 % der Bodenfläche des Gemeindegebietes betragen, wird dem Feld-Futterbau eine erhöhte Sorgfalt zugewendet; Rotklee und Luzerne gedeihen auf den tiefgründigen Basalt- und Lehmböden vorzüglich. Der herrschaftliche Besitz (früher Graf Czernin) erreicht 15 % der Gesamtfläche.

Nach dem 1.Weltkrieg kam der Maierhof in tschechische Hände. Im Jahre 1939 übernahm die Deutsche Ansiedlungsgesellschaft die Treuhandverwaltung, Meierhof und Schafhütte wurden weiterverpachtet.

Die Anlage der Stadt ist unregelmäßig. Der nahezu quadratische Ringplatz wird durch die Bezirksstraße diagonal geteilt. An der Westseite finden wir das Rathaus, indessen Erdgeschoß ein Gasthaus mit Fleischerei, die Wohnung des Pächters, des Ortspolizisten, bzw. späteren Gemeindedieners, untergebracht ist. Im 1.Stock befindet sich die Gemeindekanzlei mit Archiv und Bücherei und ein großer Tanzsaal mit Nebenräumen. An der rechten Seite ist das Wohn- haus Wettengl angebaut. Die linke Seite schließt mit dem Bauernhof Mixa und das Wohnhaus Baier (früher Konsum, kurze Zeit war auch die Post untergebracht, zuletzt ein Friseurladen) ab. An der Südseite die langgestreckten Gebäude des Meierhofes, der Bauernhof Preis und das Wondra-Haus. Im Osten das Gasthaus „Herrenhaus“, die Arbeiterhäuser Stepanek, Punzet und Kandler. Anschließend die völlig verwahrlosten Taglöhnerhäuser (Bauska) zum Meierhof gehörig, und das im Besitz der Stadt befindliche Gasthaus Lenhart (wurde 1939 anderen Zwecken zugeführt). An der Nordseite finden wir die Bäckerei Ehmig (seit 1934), das Kolonialwarengeschäft Gürtler (früher Rödl) und den Bauernhof Stengl (früher Reif). An der nordöstlichen Ecke beginnt mit dem Gemischtwarengeschäft Schebesta die schnurgerade Herrengasse, deren Bewohner fast ausschließlich Landwirtschaft betreiben. In der Mitte der südlichen Hälfte des Ringplatzes steht die Dreifaltigkeitsstatue (errichtet 1714) umgeben von den Anlagen des Anpflanzungs- und Verschönerungs-Vereins (leider ungepflegt). Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das Waaghäusl.

Am Weg zum Anger steht die St. Florian-Statue, in der Pomeislerstraße die Mutter-Anna, in der Anlage vor der Kirche der Hl. Johannes. In der zweiten Ortshälfte, nördlich des Fichtel- baches, finden wir noch den kleinen Ringplatz, ebenfalls quadratisch angelegt, mit der Appolonia-Statue. An der Straße nach Podersam steht eine Marienkapelle, in der das Sterbe- glöckl geläutet wurde.

Am Nordende der Stadt erhebt sich auf einer Anhöhe die Kirche, umgeben vom Friedhof und anschließendem Wäldchen der Kirchberg.

An der Straße nach Pröllas steht das stattliche Gebäude der Volksschule (erbaut 1896). Im Vordergrund eine Anlage von Bäumen und Sträuchern, an der Rückseite der Schulhof, der Turn- und Spielplatz ist von einer Fliederhecke umzäunt. Im Anschluß daran der Sportplatz, der gleichzeitig als Kirchweih- und Rummelplatz diente.

Südlich der Kirche liegt das geräumige Pfarrhaus mit dem großen Pfarrgarten; hier haben auch Vereinsfeste stattgefunden.

Gegenüber steht inmitten eines Gartens die frühere Villa Hackenschmied. In dieser war von 1925 – 1938 die einklassige tschechische Schule, und von 1939 – 1945 der Kindergarten untergebracht.

Vor dem Mühlgraben finden wir den Bleichplatz, hier haben um die Jahrhundertwende die Hausfrauen die gewaschene Wäsche zum Bleichen ausgebreitet. Reiche Obstgärten drängen sich dazwischen und bieten nicht nur in ihrer Blütenpracht, sondern auch zur Zeit der Fruchtreife einen herrlichen Anblick.

Am östlichen Ortsende steht inmitten eines schönen, vorzüglich gepflegten Ziergartens die schmucke „Döll-Villa“. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bescheiden, die „Gallarach-Villa“.

Im Südwesten, außerhalb gelegen, stehen die Wohngebäude (Betriebswohnungen) der Pätzold-Döll-Werke. Weitere Betriebswohnungen befinden sich ca. 1 km westlich der Ortschaft auf dem früheren Hardmut-Gelände.

Gassenansätze zeigen nach allen Seiten ein verhältnismäßig rasches Anwachsen der Stadt; die größte Zahl der Gebäude ist ebenerdig.

Die Wasserversorgung erfolgte durch hauseigene Pumpbrunnen. Die Hälfte der Bewohner der Pröllaser-Straße mußte das Wasser mühsam vom tiefer gelegenen Brunnen den Berg hinauftragen.

Puschwitz Luftaufnahme 1992

Puschwitz Appolonia Statue am kleinen Ring, 2006

Puschwitz St. Florian am Anger, 2006

Puschwitz Dreifaltigkeits-Statue am großen Ring, 2006